Tampons

Tampons. Frau kann wohl kaum in kürzerer Zeit die Hälfte ihrer potentiellen Leser, sprich die Männer, loswerden. Für Frauen und tapfere Männer: Ja, lasst uns über Tampons sprechen. Tampons, diese kleinen weissen, unschuldigen Baumwollstöpselchen mit pastellfarben grün bis blauem Rettungsfaden, die ihre Arbeit heimlich (gerne mal symbolisch von einer Hand verhüllt dargestellt) verrichten und dann wundersam entschwinden. Schöne, blaue Welt der Werbung.
Nun, die Realität ist rot und spielt sich auf dem Klo ab. Die wenigen Männer, die bis hierhin bei mir geblieben sind, werden sich nun denken: Kann doch nicht so schwierig sein. Raus damit, runterspülen, Ersatz rein, gut ist. Tja, liebe Männer, so einfach ist das nicht. Ausser Haus mag das ja noch angehen. Nur sollte frau dann mindestens vorher an Ersatztampons gedacht haben. Nun gut, auf jeder Party, in der Fussgängerpassage oder im Zug findet frau eine Geschlechtsgenossin, welche Tampons dabei hat. Das kriegt frau noch geregelt. Womit auch gleich der sprachliche Ursprung des Wortes "Regel" im Sinn von Monatsblutung geklärt wäre. Wir konjugieren: ich kriege geregelt, du regelst, sie regelt, er dreht den Regler auf.
Gut, der Tampon ist also organisiert. Nur im äussersten Notfall kann frau auch mal eine Binde aus dem Automaten ziehen; Blut - jetzt auch luftgetrocknet - nur für Frauen mit härteren Geruchssinn oder mit gerichtsmedizinischem Hintergrund überhaupt denkbar. Mit dem Tampon begibt frau sich nun auf die Gasttoilette. Bei öffentlichen Entsorgungsanstalten ist ab nun alles der Phantasie überlassen was die Entsorgung des verbrauchten Puschels betrifft. Simples Runterspülen, umwelt- und rohrgerechtes Kübelentsorgen, oder frau kann auch gerne mal eine künstlerische Botschaft im Sinne Jackson Pollocks hinterlassen: Action Painting zum Ausdruck der Monatskrämpfe.
Ist man allerdings persönlich eingeladen, sprich identifizierbar, sollte frau wenigstens versuchen, die Entsorgung in die vom Gastgeber bereit gehaltenen Plastikbeutelchen vorzunehmen. Wenn dieser zu unumsichtig war, diese bereitzustellen, dann entsorgt frau halt direkt bei der ARA. Sind ja nicht die eigenen Rohre, die verstopft werden könnten. Und DEN Gastgeber möchte ich sehen, der nach erfolgter Überschwemmung im Bad alle Frauen nach etwaig falsch entsorgten Tampons befragt.
Was jedoch, wenn einem das Plastikbeutelmissgeschick zu Hause auf dem Klo passiert? Gekauft hat frau die Ersatzbeutel, nur liegen diese jetzt wohl irgendwo in der Schublade bei den Kartoffeln. Soll ich nun, mit heruntergelassenen Hosen, in die Küche hüpfen, um einen Entsorgungsbeutel zu suchen? Werde ich mir auf dem Weg dorthin etwas brechen? Mir sind schon seltsamere Unfälle passiert. Oder soll ich auch hier direkt entsorgen? Nun sind meine Rohre nicht mehr die jüngsten, und damit meine ich ausschliesslich die sanitären Rohre in der Wand. Man dürfe unter keinen Umständen so Gegenstände wie Tampons oder Socken runterspülen, wurde mir gesagt. Gilt wohl auch für frau.
Das heisst, durch Runterspülen kann ich mögliche körperliche Schäden verhindern. Ich riskiere allerdings die strafenden Vorwürfe der Handwerker, welche meine Rohre dann wieder frei bekommen müssen, die sanitären. Und ausserdem wird das wohl auf der nächsten Hauseigentümerversammlung explizit behandelt werden. Ich sehe förmlich, wie Frau Glauser den Verwalter den Anstoss ins Protokoll aufnehmen lässt, eine Vor-Ort-Einweisung zur WC-Benutzung für Frau Ernst durchzuführen. Es bleibt mir also nur, zwischen den beiden Risiken Bruch und Schmach auszuwählen. Mein Risk Assessment führt leider nicht zu 2 Mio. Franken Bullshit-Bonus wie bei Marc Ospel, sondern zur Idee, mir würde auch eine Hauslieferung Abhilfe schaffen. Hätte ich ein Telefon auf dem Klo, und das wäre wirklich der EINZIGE Grund, die Kommunikationsfalle auch auf dem stillen Örtchen zu installieren, so könnte ich jetzt den Tamponslieferservice anrufen. Gibt's aber nicht. Und alternativ den eigenen Freund zu solchem zu machen, fällt nur auf frau zurück. Es ist nicht unbedingt sexy, wenn dem Partner im entscheidenden Moment die Grösse (Tampons super large…) der zu bezwingenden Passage einfällt.
Ich muss an der Stelle abbrechen, bevor ich mir Krämpfe herbeischreibe. Aber ihr seht, liebe Männer, alles nicht so einfach wie Einparken.


© Carol Ernst (April 2008)